Stadtmuseum

Unser Objekt des Monats November

Zu sehen im Andernacher Stadtmuseum...

Um Ihnen die umfangreiche stadtgeschichtliche Sammlung des Andernacher Stadtmuseums schlaglichtartig vorzustellen, werden wir ab sofort monatlich ausgewählte Objekte präsentieren, die auch in einer besonderen Vitrine im Stadtmuseum ausgestellt werden. Für den November haben wir einen seltenen Mineralwasserkrug des Tönissteiner Heilbrunnens aus dem frühen 19. Jahrhundert ausgewählt.

Im Tönissteiner Tal entspringen zahlreiche Mineralquellen, die seit der Römerzeit für die Qualität und Schmackhaftigkeit ihres Wassers berühmt sind. Die berühmteste Quelle war der „Heilbrunnen“, auch „Heilborn“ genannt. Schon der Arzt und Humanist Johann Winter (1505–1574), der eine Zeitlang in Diensten des französischen Königs Franz I. stand, würdigte das Wasser im Jahre 1565: „Es ist von Nutzen bei Verschlüssen der Leber, der Milz und der Nieren. Der Trunk heilt das chronische Drei- und Viertagefieber. Den Leib und die Hauptadern reinigt er und wirkt harntreibend. Er beseitigt Übelbefinden und Wasser unter der Haut…“.

Unser Steinzeug-Krug (Höhe: 28 cm) trägt einen runden Stempel mit der Umschrift „HEILBRUNNEN“, in dessen Mitte sich ein Asklepiosstab (Äskulapstab = Attribut des antiken Heilgottes) als Zeichen für die medizinische Heilkraft des Wassers befindet. Der Krug kann aufgrund eines zweiten Stempels mit der Beschriftung „G.HERZOGTHUM N:RHEIN“ recht genau datiert werden: Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde im Jahre 1815 das kurzlebige Großherzogtum Niederrhein als Verwaltungseinheit im preußischen Staat gebildet. 1822 ging das Großherzogtum Niederrhein in der preußischen Rheinprovinz auf, die bis 1945 bestand.

Mineralwasserkrüge kamen im 17. Jahrhundert in breitere Verwendung. Am bekanntesten sind die „Selterswasserflaschen“, aber auch andere bekannte Mineralwässer wie etwa Fachingen und Schwalbach nutzten derartige Tonflaschen, die häufig im Kannenbäckerland hergestellt wurden.

Unser Tönissteiner Krug wurde wahrscheinlich direkt vor Ort in Tönisstein getöpfert und gebrannt, worauf auch die zahlreichen kleinen vulkanischen Einschlüsse im Ton hindeuten. Die im Brunnen gefüllten Krüge wurden mit einem Pfropf aus Leder verschlossen und dann mit Pech abgedichtet. Der Versand des Tönissteiner Mineralwassers erfolgte damals bereits überregional, allerdings weniger als Erfrischungs- oder Alltagsgetränk denn als Heiltrunk zum Kurieren von Krankheiten. Glasflaschen kamen für den Mineralwasserversand im größeren Maße übrigens erst im späten 19. Jahrhundert in Gebrauch.

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